Ein Zeitungsstapel

Bildungsvielfalt und freie Schulen - Veranstaltungsrückblick

Freie Schulen als demokratische Experimentierräume

Prof. Dr. Wolfram Cremer eröffnete den Tag mit einem Rückblick auf die verfassungsrechtlichen Grundlagen freier Schulen. Er machte deutlich, dass ihre Rolle im demokratischen System keine Randnotiz, sondern ein bewusst geschaffenes Element des Grundgesetzes ist: Freie Schulen sollten von Anfang an Orte sein, „um zu experimentieren“ und Innovationen zu entwickeln, von denen das gesamte Schulwesen profitieren kann

Cremer zeigte gleichzeitig, dass dieser Anspruch nur dann eingelöst werden kann, wenn freie Schulen auch tatsächlich die notwendigen Freiheiten erhalten – und diese aktiv nutzen. Der Staat müsse den gesetzlichen Rahmen achten; die Schulen seien zugleich gefordert, ihre pädagogischen Gestaltungsmöglichkeiten kraftvoll wahrzunehmen.

Demokratiebildung beginnt bei den Schulen – und bei den Menschen, die sie tragen

Die Referent:innen machten deutlich deutlich, dass freie Schulen heute in besonderer Verantwortung stehen, demokratische Selbstwirksamkeit zu fördern. Tilman Kern (BfAS) hob hervor, dass dies auch angesichts antidemokratischer Diskurse notwendiger denn je sei. Freie Schulen müssten „ihre demokratischen Aufträge ernst nehmen und Wirklichkeit werden lassen“ und sich gleichzeitig besser vernetzen – sowohl untereinander als auch mit staatlichen Bildungseinrichtungen.

Marina Weisband betonte in ihrem Vortrag die zentrale Rolle von Partizipation für demokratisches Lernen: Selbstwirksamkeit sei ein „zentrales Konzept für die Zukunftsfähigkeit“, doch werde sie im Schulsystem oft unterschätzt. Schulen bräuchten mehr Räume für echte Beteiligung – für Schüler:innen, aber auch für Pädagog:innen. Ihr Wunsch an die Teilnehmenden: „Geht mit Mut raus – ihr habt die Konzepte, jetzt braucht es die Zuversicht, dass sie sich manifestieren werden.“

 

Fehlende Anerkennung, Finanzierungsdruck und Lehrkräftemangel

Im Verlauf des Fachtags wurde deutlich, dass freie Schulen trotz ihrer gesellschaftlichen Relevanz mit strukturellen Herausforderungen kämpfen.
Jörg Boysen (Montessori Deutschland) unterstrich, dass freie Schulen häufig als Kostenfaktor wahrgenommen würden, obwohl sie real eine deutliche Entlastung für das staatliche System darstellten. Zugleich verschärfe der Lehrkräftemangel die Lage zusätzlich – freie Schulen müssten daher mit ihrer pädagogischen Qualität und Gestaltungskraft überzeugen, um junge Menschen für den Lehrer:innenberuf zu gewinnen

Auch Hans Hutzel (BdfWS)verwies auf die prekäre Finanzierungslage: „Freies Schulwesen geht nur, wenn genügend Geld im System ist.“ Gleichzeitig forderte er, dass freie Schulen ihre bestehenden Freiheiten mutiger nutzen sollten – etwa bei der Frage zeitgemäßer Medienbildung und digitaler Kompetenzen. Demokratische Strukturen müssten noch sichtbarer im Schulalltag verankert werden, mit echter Mitbestimmung statt „Scheindemokratie“.

Partizipation beginnt im Kollegium

Nele Auschra (BdfWS) hob hervor, dass Beteiligung und demokratisches Lernen nicht erst bei den Schüler:innen anfangen, sondern im pädagogischen Team. Kollegien bräuchten Zeit, Mut und strukturellen Raum, um demokratische Kultur selbst zu leben – gerade in Zeiten erhöhten Drucks und knapper Ressourcen. Sie betonte zudem die Bedeutung der neu entstehenden Zusammenarbeit der Verbände.

 

Freie Schulen als Inspiration für das gesamte Bildungssystem

Der Journalist Jan-Martin Wiarda ordnete die Diskussion ein und machte deutlich, dass freie Schulen seit Jahrzehnten wichtige Impulse für Schulentwicklung geben. Als Experimentierräume hätten sie das Potenzial, Innovationen hervorzubringen, die auch staatlichen Schulen zugutekommen. Wichtig sei, die Verbindung zwischen den Entwicklungen freier Schulen und dem allgemeinen Bildungsdiskurs zu stärken.

Fazit: Gemeinsam Zukunft gestalten

Der Fachtag machte deutlich: Freie Schulen sind unverzichtbare Orte demokratischer Bildung, pädagogischer Innovation und gesellschaftlicher Teilhabe. Die drei Verbände zeigten in Frankfurt, dass sie bereit sind, ihre Kräfte zu bündeln – für bessere Rahmenbedingungen, größere Sichtbarkeit und eine stärkere demokratische Kultur in Schulen.

Montessori Deutschland dankt allen Referent:innen, Teilnehmenden und Kooperationspartnern für einen inspirierenden und zukunftsweisenden Tag. Die Anstöße aus Frankfurt sollen weitergetragen und vertieft werden – denn Bildungsvielfalt ist ein zentraler Baustein unserer demokratischen Gesellschaft.

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